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KI und die Zukunft der Suche: Meine Perspektive als KI-Experte

Als ich kürzlich von Astrid Kramer zum Digital Strategy Talk Podcast eingeladen wurde, bot sich mir die Gelegenheit, über ein Thema zu sprechen, das mich seit Jahren fasziniert: Künstliche Intelligenz und ihre Auswirkungen auf die digitale Landschaft.

Mein Weg von SEO zur KI

In den letzten Jahren hat sich die künstliche Intelligenz rasant weiterentwickelt und dabei viele Bereiche unseres Lebens und Arbeitens verändert. Meine eigene Reise in die Welt der KI begann früh durch meine Leidenschaft für Science-Fiction, insbesondere in den Bereichen Zeitreisen und künstliche Intelligenz. Für mich war KI lange Zeit eher ein Konzept aus Filmen wie „Terminator“, „Matrix“ oder „Ex Machina“ – faszinierend, aber weit entfernt von der Realität. Das änderte sich schlagartig, als ChatGPT veröffentlicht wurde und erstmals das Gefühl aufkam, tatsächlich mit einer „echten“ KI zu interagieren.

Bevor ich mich intensiv mit KI beschäftigte, war ich als Experte für Suchmaschinenoptimierung (SEO) tätig. Seit fast 20 Jahren arbeite ich in diesem Bereich und habe miterlebt, wie Google sich durch technologische Innovationen ständig weiterentwickelte. Ein entscheidender Wendepunkt war die Einführung von RankBrain im Jahr 2015 und insbesondere die Einführung von BERT (Bidirectional Encoder Representations from Transformers), die die Verarbeitung natürlicher Sprache (NLP) revolutionierte. Vor BERT gab es spezialisierte Modelle für jede einzelne Aufgabe im NLP, doch BERT ermöglichte es, nahezu jede NLP-Anwendung mit einem einzigen Modell auf höchstem Niveau durchzuführen. OpenAI setzte auf diese Technologie auf und entwickelte GPT-3, das durch größere Datenmengen und mehr Rechenleistung beeindruckende Ergebnisse erzielte.

Bereits 2020 erhielt ich frühen Zugang zur API von GPT-3. Als jemand, der aus dem SEO-Bereich kommt, war ich sofort fasziniert von den Möglichkeiten, die dieses Modell bot. Die Fähigkeit von GPT-3, Texte zu vervollständigen und zu generieren, ging weit über das hinaus, was ich bis dahin gesehen hatte. Während frühere textgenerierende Tools oft mühsam und wenig überzeugend waren, bot GPT-3 eine Textkomplettierung, die eine völlig neue Ebene der Textgenerierung darstellte. Der Fortschritt war so schnell, dass ich alle kommerziellen Tools, die auf GPT-3 basierten, wie Frase oder Jasper, intensiv testete, um ihre Möglichkeiten und Grenzen auszuloten.

Die Herausforderungen bei der Implementierung von KI

Als ich begann, Unternehmen bei der Implementierung von KI zu unterstützen, wurde mir schnell klar, dass es viele Missverständnisse über die Fähigkeiten und Grenzen von KI gibt. Oft übersehen Entscheidungsträger_innen, insbesondere im C-Level-Bereich, die tatsächlichen technischen Grundlagen der KI. Sie hören von den Möglichkeiten, die KI bietet, haben aber oft keine praktischen Erfahrungen und setzen deshalb unrealistische Erwartungen an die Technologie. Ein häufiges Missverständnis ist, dass KI alle Mitarbeiter_innen ersetzen könnte oder dass sie für nahezu jede Aufgabe die perfekte Lösung sei.

Um diese Missverständnisse zu klären, lege ich in meinen Workshops großen Wert darauf, den Teilnehmer_innen ein grundlegendes Verständnis der Technologie zu vermitteln. Es ist wichtig zu begreifen, dass alles, was von ChatGPT generiert wird, streng genommen Halluzinationen sind. Einige dieser Halluzinationen ergeben für uns Menschen Sinn, andere nicht. GPT-Modelle „wissen“ nichts im herkömmlichen Sinne. Sie haben kein tiefes Verständnis der Welt; sie sind vielmehr Wahrscheinlichkeitsrechner, die auf Basis der Trainingsdaten das nächste Wort vorhersagen.

Um dieses Verständnis zu vertiefen, lasse ich die Teilnehmer_innen in meinen Workshops praktische Erfahrungen sammeln. Ich stelle einfache Aufgaben, die die Grenzen der Technologie aufzeigen. Diese „Aha“-Momente sind entscheidend, um zu verstehen, warum KI manchmal nicht das gewünschte Ergebnis liefert. Beispielsweise lasse ich die Teilnehmer_innen ChatGPT Aufgaben stellen, wie die Generierung von Wörtern mit einer bestimmten Anzahl von Zeichen, was oft zu Fehlern führt. Diese praktischen Übungen ermöglichen es, die technischen Details wie Tokens und deren Verarbeitung besser zu verstehen.

Nachdem die Grundlagen gelegt sind, zeige ich Beispiele für erfolgreiche KI-Implementierungen und diskutiere mit den Teilnehmer_innen mögliche Anwendungsfälle in ihrem Unternehmen. Ein wichtiger Teil dieser Workshops ist es, die Limitationen der KI zu erkennen und zu lernen, wie man diese umgehen kann. Hierbei spielt beispielsweise die Technik der „Retrieval-Augmented Generation“ (RAG) eine wichtige Rolle, bei der ein Modell auf traditionelle Suchmaschinen zugreift, um relevante Dokumente zu finden und darauf basierend Antworten zu generieren.

In meiner Arbeit mit Unternehmen habe ich insbesondere diese Erkenntnisse gewonnen:

  1. Bildung ist entscheidend: Das Verständnis der Technologie ist der erste Schritt zu einer erfolgreichen KI-Implementierung. In meinen Workshops lege ich großen Wert auf praktische Erfahrungen und erkläre die zugrunde liegende Technologie.
  2. Häufige Missverständnisse: Oft gibt es eine Kluft zwischen den Erwartungen auf C-Level und den tatsächlichen Fähigkeiten der KI. Während einige die Fähigkeiten der KI überschätzen, unterschätzen andere ihr Potenzial aufgrund begrenzter Experimente.
  3. Praktische Anwendungen: KI kann die Effizienz in verschiedenen Geschäftsprozessen erheblich steigern, von der Inhaltserstellung bis zur Datenanalyse.
  4. Ethische Überlegungen: Voreingenommenheit in KI-Modellen ist ein erhebliches Problem. Ich betone immer wieder, wie wichtig es ist, diese Voreingenommenheit und die Grenzen der KI zu verstehen, um sie verantwortungsvoll einzusetzen.

Die Zukunft der KI: Wo stehen wir in fünf Jahren?

Ein Blick in die Zukunft der KI zeigt, dass wir auf eine weitgehende Kommoditisierung zusteuern. KI wird in allen Produkten, Softwarelösungen und Systemen integriert sein, ähnlich wie heute ein Taschenrechner. Schon jetzt sehen wir, dass KI in Tools wie Zoom integriert wird, um beispielsweise Übersetzungen, Transkriptionen oder Zusammenfassungen zu automatisieren. Diese grundlegenden Technologien wie Text-zu-Sprache, Sprache-zu-Text und Zusammenfassungen, die heute bereits funktionieren, werden in naher Zukunft völlig normal sein – vergleichbar mit der alltäglichen Nutzung eines Taschenrechners in der Schule.

Ein besonders spannender Bereich ist die Robotik, die durch KI stark vorangetrieben wird. Kürzlich wurde beispielsweise ein humanoider Roboter angekündigt, der für etwa 16.000 US-Dollar erhältlich sein soll und Aufgaben im Haushalt übernehmen kann. Diese Roboter basieren auf ähnlichen unüberwachten Lernansätzen wie die großen Sprachmodelle und lernen durch Beobachtung, wie Menschen Aufgaben ausführen. Die Geschwindigkeit, mit der sich diese Technologie entwickelt, ist atemberaubend.

Auch in meiner eigenen Arbeit habe ich die rasanten Fortschritte der KI-Technologie hautnah erlebt. Allein in den letzten 14 Monaten habe ich meine Arbeitsmethoden in meiner AI-Masterclass viermal umgestellt, um den neuen Entwicklungen Rechnung zu tragen. Von GPT-3 über GPT-4 hin zu den neuesten Sprachmodellen – die Entwicklungen sind so schnell, dass man ständig am Ball bleiben muss.

In den nächsten fünf Jahren werden wir vermutlich keine künstliche Superintelligenz (AGI) erleben, aber wir werden deutlich effizientere und kleinere Modelle sehen, die auf Geräten direkt laufen und damit auch datenschutzfreundlicher sind. Ein weiterer wichtiger Aspekt wird die Energieeffizienz sein. Die derzeitigen Modelle verbrauchen enorme Mengen an Rechenleistung und Energie, was erhebliche Auswirkungen auf den CO2-Fußabdruck hat. Microsoft und Google haben bereits erklärt, dass sie ihre CO2-Ziele aufgrund des hohen Energieverbrauchs durch KI nicht erreichen werden. Daher wird es in Zukunft entscheidend sein, kleinere, effizientere Modelle zu entwickeln, die weniger Energie verbrauchen.

Für Unternehmen wird es immer wichtiger, die Technologie zu verstehen, um die damit verbundenen Risiken managen zu können. KI birgt nicht nur Chancen, sondern auch Herausforderungen wie Verzerrungen und unvorhergesehene Ergebnisse, die es zu kontrollieren gilt. Wenn Unternehmen beispielsweise Prozessautomatisierungen ohne menschliche Überwachung einsetzen, besteht die Gefahr, dass Fehler unbemerkt bleiben und Schaden anrichten. Deshalb ist es entscheidend, die Technologie zu verstehen und verantwortungsvoll einzusetzen.

Die Zukunft der Suchmaschinen im Zeitalter der KI

Ein weiteres spannendes Feld ist die Zukunft der Suchmaschinen im Zeitalter der KI. Die Einführung von SearchGPT hat gezeigt, dass wir uns auf eine echte semantische Suche zubewegen. Statt lediglich die relevantesten Dokumente zu einem Suchbegriff zu liefern, analysiert die KI die tatsächliche Intention hinter einer Suchanfrage und liefert Antworten, die auf den besten verfügbaren Informationen basieren. Dabei stützt sich die KI auf echte Dokumente und nicht nur auf Wahrscheinlichkeitsverteilungen.

SearchGPT

Meine ersten Tests mit SearchGPT waren überraschend positiv. Besonders beeindruckend war, wie gut die KI Quellen auswählte, die qualitativ hochwertige und vertrauenswürdige Informationen lieferten. Bei Anfragen zu Gesundheitsthemen stützte sich Search GPT auf Informationen von renommierten Institutionen wie Regierungsorganisationen und großen Gesundheitsportalen. Doch auch kleinere Blogs und weniger optimierte Webseiten wurden herangezogen, wenn sie relevante und nützliche Inhalte boten. Dies zeigt, dass die KI nicht nur auf SEO-optimierte Seiten setzt, sondern tatsächlich nach den besten Inhalten sucht.

Die Zukunft der Suche und SEO

Für die Zukunft von SEO bedeutet dies, dass es wichtiger denn je sein wird, Inhalte zu erstellen, die wirklich die Fragen der Nutzer_innen beantworten. Die besten Dokumente sind diejenigen, die Antworten liefern – und genau diese wird eine semantische Suchmaschine bevorzugen. SEO wird sich also zunehmend darauf konzentrieren müssen, Inhalte zu erstellen, die auf die tatsächlichen Bedürfnisse und Fragen der Nutzer_innen eingehen.

Als ehemaliger SEO-Experte sehe ich, wie KI die Suchlandschaft neu gestaltet:

  1. Search GPT: Meine Erfahrungen mit Search GPT sind beeindruckend. Die Geschwindigkeit und Fähigkeit, relevante Quellen auszuwählen, oft mit Bevorzugung autoritativer Seiten für sensible Themen, ist bemerkenswert.
  2. Semantische Suche: KI-gestützte Suchmaschinen bewegen sich in Richtung einer echten semantischen Suche, die die Benutzerabsicht über das reine Keyword-Matching hinaus versteht.
  3. Auswirkungen auf SEO: Traditionelle SEO-Taktiken könnten weniger effektiv werden, da KI-gestützte Suchen mehr Wert auf Inhaltsrelevanz und Autorität legen.
  4. Googles Position: Trotz anfänglicher Bedenken hinsichtlich des Einflusses von ChatGPT auf Google bin ich der Meinung, dass Google mit Gemini und anderen KI-Integrationen gut für die Zukunft gerüstet ist.

Praktische KI-Tools für Einzelpersonen und Unternehmen

Basierend auf meinen Erfahrungen empfehle ich folgende KI-Tools:

  1. ChatGPT und Claude: Für Textgenerierung und -analyse, wobei Claude einen eher journalistischen Schreibstil bietet.
  2. MidJourney: Meiner Meinung nach immer noch das Beste für allgemeine Bildgenerierung.
  3. FIux: Eine Open-Source-Alternative für Bildgenerierung, mit unterschiedlichen Ebenen des kostenlosen Zugangs.

KI-Ethik und gesellschaftliche Auswirkungen

Ein Thema, das mir besonders am Herzen liegt, sind die ethischen Überlegungen rund um KI:

  1. Voreingenommenheit in KI-Modellen: Historische Daten können zu verzerrten KI-Modellen führen. Ein Beispiel dafür ist Amazons KI-Rekrutierungstool, das unbeabsichtigt Frauen benachteiligte.
  2. EU-KI-Gesetz: Die Bedeutung von Regulierung bei KI-Anwendungen mit hohem Risiko, wie z.B. in HR-Prozessen, kann nicht genug betont werden.
  3. Datenschutzbedenken: Das Potenzial zur De-Anonymisierung von Daten mittels KI-Techniken ist ein wichtiges Thema, das wir im Auge behalten müssen.
  4. Balance zwischen Autorität und Vielfalt: Es ist eine Herausforderung, autoritative Informationen bereitzustellen und gleichzeitig vielfältige Perspektiven in Suchergebnissen zu berücksichtigen.

Die Bedeutung des Verständnisses von KI

Die rasante Entwicklung der KI bietet enorme Chancen, stellt uns aber auch vor große Herausforderungen. Es ist unerlässlich, neugierig zu bleiben und die zugrunde liegende Technologie zu verstehen. Nur so kann man KI verantwortungsvoll und effektiv einsetzen. KI ist kein Allheilmittel, sondern ein Werkzeug, das in bestimmten Bereichen außergewöhnlich gut funktioniert, in anderen jedoch an seine Grenzen stößt. Der Schlüssel liegt darin, die Technologie zu verstehen, ihre Stärken zu nutzen und ihre Schwächen zu erkennen. Nur wer die Technologie wirklich begreift, kann ihre Potenziale voll ausschöpfen und gleichzeitig die Risiken minimieren.

Abschließend möchte ich betonen: Bleiben Sie neugierig und bemühen Sie sich, KI-Technologie zu verstehen. Nur wenn wir verstehen, wie KI funktioniert, können wir sie sicher, verantwortungsvoll und optimal einsetzen. In einer Zeit, in der KI zunehmend in unser tägliches Leben und in Geschäftsabläufe integriert wird, ist dieses Verständnis der Schlüssel zur Navigation durch die sich ständig weiterentwickelnde technologische Landschaft.

Die rasante Entwicklung im Bereich der künstlichen Intelligenz fasziniert mich jeden Tag aufs Neue. Ich bin gespannt, welche Innovationen und Herausforderungen die Zukunft für uns bereithält, und freue mich darauf, weiterhin an der Spitze dieser spannenden Entwicklung zu stehen.

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Kai Spriestersbach

Kai Spriestersbach

Kai Spriestersbach ist erfolgreicher Unternehmer und digitaler Stratege mit einem Master-Abschluss in Web Science. Er ist Inhaber von AFAIK und verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung im Aufbau und der Optimierung von webbasierten Geschäftsmodellen. Als einer der erfahrensten Search Marketing Experten im deutschsprachigen Raum hat er mehr als 25 Vorträge auf SEO- und Online-Marketing-Konferenzen in Deutschland und Österreich gehalten. In den letzten Jahren hat er sich intensiv mit Large Language Models beschäftigt und sich als Experte für die Textgenerierung mit Hilfe künstlicher Intelligenz etabliert. Seine Karriere begann er mit einer Ausbildung zum Mediengestalter (IHK), bevor er den Bachelor of Science (B.Sc) in E-Commerce absolvierte. Anschließend erwarb er den Master of Science (M.Sc) in Web Science und forschte an der RPTU im Bereich angewandter generativer KI.

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